Kräuterführerinnen und Kräuterführer stellen sich vor
10.02.2020
Regina Herrman
Kräuterführerin, Industriekauffrau, Mutter, wohnhaft in Erbendorf
Wie wurdest du auf den Kräuterführer aufmerksam?
Habe einen VHS-Seifenkurs bei Karin Holleis besucht, da unterhielt Sie sich mit einer bereits ausgebildeten Kräuterführerin. Habe Infos mit nach Hause genommen und durch eine Nachbarin erfahren, dass in Waldsassen ebenfalls eine Ausbildung stattfindet, die damals wesentlich billiger war und außerdem mehrere Referenten hatte. Das war mir wichtig. Habe 2011 den letzten freien Platz ergattert. Ein Zeichen!
Welche Motivation hattest du?
Ich liebe Pflanzen. Ich bin am Waldrand, abseits von Häusern aufgewachsen und meine Kindheit hat auf Wiesen und im Wald stattgefunden. Ich kannte auch schon etliche Pflanzen, wollte aber noch viel mehr wissen....
Was wolltest du mit der Ausbildung danach anfangen?
Zunächst wollte ich das nur für mich, rein privat und für meine Familie machen.
Wurden deine Wünsche und Träume erfüllt?
Sie wurden übertroffen. Seit ich denken kann, suche ich nach meiner Lebensaufgabe, und die Pflanzen haben sie mir gegeben. Selbst wenn ich 80 Jahre werde, habe ich das Gefühl, es gibt immer noch ganz viel zu lernen und ich stehe immer wieder am Anfang zu etwas Neuem, das ist mir sehr wichtig, lebenslanges Lernen....
Hast du das Erlernte in die Praxis umgesetzt? Wenn ja, wie?
Ich habe mittlerweile mindestens über 80 Kräuterführungen, Kochkurse und Vorträge gehalten, deshalb ja, ich habe das Erlernte umgesetzt. Allerdings habe ich 2012 von Frühling bis Herbst mein Herbarium mit Pflanzen aus der Umgebung komplettiert, das war eine Heidenarbeit. Ich wollte schließlich bei der Kräuterwanderung viele Pflanzen kennen und habe bei Wanderungen alle Pflanzen bestimmt und die Heilwirkung herausgeschrieben. Das war nicht ohne! Denn als ich im Frühling endlich viele Pflanzen kannte, kamen die Sonnwendkräuter und alles fing wieder von vorne an. Außerdem stelle ich Produkte aus Wildkräutern und -früchten her und verkaufe diese auf Frühlings- und Weihnachtsmärkten sowie in meinem kleinen Laden daheim.
Hat die Kräuterführerausbildung dein Leben beeinflusst?
Total, ich habe einen neuen Beruf und gehe voll darin auf!
Erzähl ein besonderes Erlebnis oder Gegebenheit aus deiner Kräuterführerausbildung:
Hansjörg Hauser hat uns damals eine giftige Hahnenfuß-Blüte probieren lassen, das war die totale Überwindung für mich. Zu wissen, ich esse eine Giftpflanze und weiß nicht, wie mir das bekommt!!! (Habe keine Nebenwirkungen bemerkt...)
Welche Erinnerung blieb bei dir am meisten hängen?
Ich habe neue Freundschaften geschlossen, vor allem mit Brigitte Nissl, die leider 2013 verstorben ist. Das war eine beeindruckende Frau und in der Kräuterführerausbildung hatte ich es mit sehr netten Leuten zu tun. Allein schon deswegen hatte sich der Kurs gelohnt.
Konntest Du deine Familie/Freunde mit dem Erlernten begeistern?
Ich werde nicht vergessen, wie ich die Wildkräuter nach einem Fortbildungskurs aus meinem Garten gesammelt habe, mein damals sechsjähriger Sohn neben mir in der Wiese saß und entsetzt fragte: "Müssen wir das jetzt wirklich alles essen"? Seitdem hat sich bei mir beim Kochen viel verändert, ich gebe mittlerweile ja auch viele Wildkräuter-Kochkurse, in denen mit Wildkräutern gearbeitet wird. Wichtig ist mir, dass die Zutaten einfach zu beschaffen sind und normale Gerichte mit Wildkräutern bereichert werden, also zum Beispiel eine Wildkräuter-Pizza oder Brennnessel-Spätzle. Wenn es meinen Ehemann und meinen Kindern nicht schmeckt, wird das Gericht keinesfalls in einem Kochkurs Verwendung finden.
Würdest Du die Ausbildung wieder machen?
Auf jeden Fall, jedes Jahr wieder....