Oh, du liebes Saatgut - Vermehrung von Tomatensamen
26.07.2019
Derzeit beginnt der Tag im Kloster- und Naturerlebnisgarten immer mit einem Streifzug durch die Gemüsebeete und Wildobsthecke. Am Ende des Rundgangs liegen meist frische Zucchini, Gurken, Salate, einzelne Tomaten und verschiedene Beeren wie Himbeeren oder Johannisbeeren im Korb. Jedes Mal wieder schaut man zu den Brombeeren, aber die lassen leider noch auf sich warten, bis wir sie verzehren können.
Der Gemüsekorb ist gefüllt – auch der Dachboden duftet herrlich nach getrockneten Kräutern. Der Wintervorrat wird wieder aufgefüllt.
Neben der Ernte, Kräutertrocknen und Regentänze, die wir veranstalten (aber leider nicht helfen), ist schon wieder die Zeit gekommen, dass wir an das nächste Jahr denken. Die Saatgutvermehrung ist bereits im vollen Gange.
Zur Selbstversorgung im eigenen Garten gehört auch die Samengärtnerei. In der Umweltstation Abtei Waldsassen wird bereits seit Beginn an selbst das Saatgut vom Gemüse wie Tomaten, Kürbis, Zucchini, Radieschen sowie von Kräutern und Heilpflanzen wie Mohnblume, Salbei, Ringelblume abgenommen. Deshalb können wir mit stolz auf die Vielfalt in unserer Saatgutbank blicken.
Einzelne Tomatensorten sind bereits reif. Damit wir wieder Saatgut für das kommende Gartenjahr und für den Saatguttausch haben, schauen wir jeden Tag, ob bereits weitere Sorten reif sind.
Für die Samenernte nehmen wir nur vollreife Früchte von gesunden, reichtragenden Pflanzen, damit wir natürlich auch nur die positiven Eigenschaften vermehren. Kein Saatgut von einer kranken Pflanze nehmen, sonst verstärkt man diese Anfälligkeit dafür noch. Wichtig ist natürlich auch, dass ihr das Saatgut von samenfesten Tomatensorten abnehmt. Oft bekommt man im Handel leider nur sogenannte F1-Hypriden. Wenn man davon die Samen abnimmt, können entweder Tomatenpflanzen daraus entstehen, die ganz andere Eigenschaften besitzen, oder sie vermehren sich gar nicht.
Die reifen Tomatenfrüchte halbiert ihr und löffelt die Samen mit dem Fruchtfleisch in ein Glas. Die Tomaten könnt ihr natürlich danach noch essen. Die Samen bedeckt ihr mit Wasser und gebt eine Prise Zucker als Starter für die Gärung dazu. Die ist dafür da, dass sich diese schleimige, keimhemmende Schicht, die den Samen umhüllt, löst. Bei dem Vorgang sinken die Samen zu Boden. Die Samen sollten dann nicht mehr glitschig, sondern sich eher rauh anfühlen.
Es dauert ungefähr zwei Tage, höchstens drei. Am besten schaut ihr regelmäßig nach den Samen, damit ihr den richtigen Zeitpunkt erwischt. Ihr überprüft mit den Fingern immer wieder den Stand der Rauhigkeit der Samen. Es kann nämlich, wie uns letztes Jahr, auch passieren, dass eine Schimmelbildung eintritt oder dass bereits eine Keimung stattfindet. Deshalb am besten die Gläser dort hinstellen, wo man des Öfteren eh vorbeigeht. Wenn es soweit ist, die Samen in ein Sieb füllen. Mit klarem Wasser spült ihr nun einfach das restliche Fruchtfleisch ab und breitet die Samen zum Trocknen auf ein Küchenpapier, Geschirrtuch oder Kaffeefilter aus. Aufpassen, dass jeder einzelne Samen für sich liegt. Die Samen dürfen nicht übereinanderliegen.
Die trockenen Samen könnt ihr dann in eine kleine Papiertüte verstauen. Bitte nicht das Beschriften des Saatguts vergessen.
Damit seid ihr bereits für das nächste Gartenjahr gerüstet!
Wenn Ihr Euch für die Samengärtnerei interessiert, dann empfehlen wir das "Handbuch Samengärtnerei" unter folgenden Link (Werbung ohne Bezahlung):
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